Kalligraphie im Japan der Gegenwart

Kalligraphie im Japan der Gegenwart 

Mit der Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts und der darauf folgenden rasanten Modernisierung des Landes und seiner Gesellschaft nach europäischem Vorbild nahm auch die Entwicklung der traditionellen Kunst eine neue Wendung. Kalligraphie wurde unter dem Aspekt des europäischen Kunstbegriffs neu gedacht. Dabei wurde sie teils heftiger Kritik unterworfen: sie sei zu traditionalistisch, in alten Formen gefangen. Die Kalligraphie definierte sich dann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts neu, als die ersten großen Ausstellungen für ein breites Publikum begannen. Es entstanden zahlreiche Gesellschaften und Zeitschriften.

Heute ist die größte und wichtigste landesweite Kunstausstellung Japans die Japanische Ausstellung für Bildende Künste der Mainichi-Zeitung, jap. „Nitten“ (kurz für „Nihon-Bijutsu-Tenrankai“, jap. 日本美術展覧会). Anfangs hatte die Kalligraphie auch hier einen schweren Stand gehabt und war kein Teil der Ausstellung. Das änderte sich nach dem Krieg, und 1948 bildete dann die Kalligraphie die 5. Kategorie der Ausstellung. 
Als einflussreiche Persönlichkeiten der Entwicklung der modernen Kalligraphie gelten allgemein Kusakabe Meikaku und Hidai Tenrai. Beide erschlossen durch ihre Studien alter chinesischer Schriftstile der Kalligraphie neue Möglichkeiten des Ausdrucks.

Neben der „Nitten“ ist der „Sho no Kōshien“ (angelehnt an den äußerste beliebten „Kōshien“, den landesweiten Baseball-Wettbewerb für japanische High-Schools) die bekannteste Kalligraphieausstellung des Landes. Diese Ausstellung, ebenfalls gesponsert durch die Mainichi-Zeitung, zeigt die kalligraphischen Werke von High-School-Schülern nicht nur aus Japan, sondern aus der ganzen Welt. 
Sie zeigt die Beliebtheit der Kalligraphie bei einer großen Zahl von Japanern, die im ganzen Land in den Klubs ihrer jeweiligen Schule versuchen, eine gute Platzierung für ihre Schule und eine Auszeichung in der Ausstellung zu erringen.

Offizielle Website der Japanischen Ausstellung für Bildende Künste

Offizielle Website des "Sho no Kōshien"




Bild einer der Ausstellungshallen aus dem Jahr 2013 (der 21. "Sho no Kōshien")


Die beiden mit dem Preis des japanischen Kultusministeriums 
ausgezeichneten Einsendungen aus dem Jahr 2014. 

Nanami Katayose (Sapporo Kita High School): "Marei" (磨勵), originale Komposition


Moeka Suzuki (Makuhari Sohgoh High School): "Kaitsūhōyadō"開通褒斜道)
(Kopie des gleichnamigen chinesischen Klassikers)



Preis des japanischen Außenministeriums:
Jon Billett (Matsusaka Commercial High School): "Raku" (楽)


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